Was ist das?
Der Begriff Psychomotorik wurde erstmalig am Ende des 19. und am Anfang des 20. Jahrhunderts dazu verwendet, den engen Zusammenhang zwischen motorischen und psychischen Effekten zu beschreiben, etwas, was viele Menschen kennen: Bei Nacken- oder Magenschmerzen "sitzt einem auch häufig etwas im Nacken" oder "liegt einem etwas im Magen". Die Kenntnis solcher Zusammenhänge hat dann in den Behandlungen häufig dazu geführt, nicht nur die Symptome selbst zu behandeln, sondern sich auch des Umfelds des Erkrankten, d. h. den Nöten und Sorgen der Patienten näher zu widmen.
Diese Grundidee hat der Diplom-Sportlehrer und spätere Universitätsprofessor E. J. Kiphard Mitte der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts wieder aufgegriffen und zunächst in der Kinder- und Jugendpsychiatrie ein Behandlungsverfahren entwickelt, das er Psychomotorische Übungsbehandlung nannte. Diese Behandlungsform wurde sehr schnell bekannt und gehört heute – zum Teil auch unter den Bezeichnungen Motopädagogik, Mototherapie oder Psychomotorische Entwicklungsförderung – in der Weiterentwicklung der ursprünglichen Psychomotorischen Übungsbehandlung zu den bekannten therapeutischen Verfahren im Umgang mit Kindern- und Jugendlichen.
Ausgangspunkt des Verfahrens ist die – in der Regel – große Spiel-, Bewegungs- und Experimentierlust von Kindern. Je nach Therapiezielen wird das Medium "Bewegung" u. a. dazu benutzt - das Wahrnehmungs- und Bewegungsverhalten selbst zu trainieren und zu verbessern - die Achtsamkeit für sich selbst und für andere Menschen zu schärfen - bessere Voraussetzungen für schulisches Lernen zu schaffen und - das Vertrauen in die eigene Person und die eigenen Kräfte zu stärken.
Die Bezeichnung Entwicklungsförderung bedeutet hierbei, dass es weniger um eine Behandlung im engeren Sinne geht, sondern um eine pädagogische oder therapeutische Begleitung, die sich an den individuellen Erfordernissen des Kindes orientiert.